Elevation Equality und andere Kriterien
Saturday, 26 July 2008 11:59

Die Erhebungsgleichwertigkeit (Elevation Equality System) ermöglicht es jede Erhebung auf der Erde gemäß ihrer orografischen Eigenschaften zu klassifizieren. Jede Erhebungsform, egal ob Hügel oder Berg, Neben- oder Hauptgipfel kann in dieser Systematik erfasst werden. Sie beruht auf dem Prominenzkonzept und folgt deshalb den Gebirgen in ihren individuellen Ausformungen und hält sich definitionsgemäß strikt an die orografischen Zusammenhänge (Kammverläufe und Flusssysteme). Dies ist die Voraussetzung einer korrekten Klassifizierung. Für alle Erhebungen werden folgende objektiv bestimmbare Werte erfasst: Gipfelhöhe, Sattelhöhe des Prominenzsattels, Prominenz und Dominanz sowie die geografischen Koordinaten für Gipfel und Prominenzsattel. Damit können orografische Zusammenhänge ganzer Kontinente mathematisch hinreichend beschrieben werden. Auf dieser Basis erfolgt die Klassifizierung aller Erhebungen gemäß ihrer orografischen Bedeutung. Die Grundlagen des Prominenzkonzepts (Differenz: Gipfel- & Sattelhöhe) finden sich bereits in der wissenschaftlichen Orografie des 19. Jahrhunderts, sie haben bis heute ihre Gültigkeit. Auch die Bedeutung wichtiger Sattelpunkte für die orografischen Zusammenhänge ganzer Gebirgskomplexe war damals bereits bekannt.


Es ist nicht Ziel des Elevation Equality Systems die unterschiedlichen Erhebungen auch entsprechend weiterer ebenfalls quantifizierbarer Eigenschaften (Volumen, Isolation, Steepness usw.) zu betrachten, dafür kann es kein einheitliches System geben da die Natur zu vielfältig ist. Trotzdem können für Bergsteiger auch einige dieser Eigenschaften interessant sein:


Die Isolation gibt die Entfernung eines Gipfels zum in Luftlinie nächstgelegenen höheren Gipfel (oder Geländepunkt) an. Sie ist, gutes Kartenmaterial vorausgesetzt, leicht zu ermitteln. Anfang des 20. Jahrhunderts diskutierten erstmals Bergsteiger (in Nordamerika) die Anwendung dieses Maßes, aber die lineare Entfernungsbestimmung lieferte auch im Zusammenspiel mit der Prominenz keine überzeugenden Ergebnisse. Orografische Zusammenhänge bleiben unberücksichtigt, deshalb gestaltet sich die praktische Interpretation oft schwierig. Beispielsweise liegen im östlichen Hochasien die beiden Siebentausender Gyalha Peri (7294m) und Namcha Barwa (7782m) sehr nahe zusammen. Die relativ geringe Isolation (auch Entfernungsdominanz) des Gyalha Peri rückt diesen allerdings nicht in einen engeren orografischen Zusammenhang mit dem Namcha Barwa. Jeder der beiden Berge ist gleichzeitig der höchste Gipfel eines eigenen Gebirgsabschnitts; dazwischen fließt der Brahmaputra (Tsangpo) in einer der tiefsten Schluchten der Erde.


Steepness (dt.: Steilheit) - Um die Jahrtausendwende entwickelten die amerikanischen Forscher David Metzler und Edward Earl einen Ansatz um den optischen Eindruck, die Steilheit von Bergen, objektiv messbar zu machen. Ein Berg, mathematisch ein geometrisches Objekt, wird hinsichtlich der Höhe und Steilheit über dem umgebenden Gebiet erfasst. Die Werte für omnidirectional relief and steepness (ORS auch spire measure (SM)) und reduced ORS (RORS) werden aus einer Anzahl an Messwerten berechnet. Dazu veröffentlichten die Forscher verschiedene Berglisten. Dieser Ansatz ermöglicht interessante neue Rankings und Besteigungslisten erfordert aber umfassende mathematische Kenntnisse und genaue kartographische Daten der Region (digitale Höhenmodelle). Weitere Details finden sich auf der Webseite peaklist.org/spire. Die Reliefenergie verfolgt einen ähnlichen Ansatz ist allerdings nicht wie Spire Measure speziell zur Erfassung einzelner Berge und Gipfel vorgesehen. Andere aus den Geomorphologie bekannte Methoden eignen sich besser zur Erfassung einzelner Gipfel. Die meisten dieser Ansätze benötigen einen großen Umfang an exakten Messdaten, eine globale Anwendung liegt deshalb noch in der Zukunft.


Weitere quantitative Ansätze waren beispielsweise die Winkel-, Volumen- oder Flächenbestimmung, die Ermittlung der Höhe über der Basis, und die Betrachtungen der Umgebungsbedingungen (Klima). Auch das Bergsteigen selbst kann quantitativ erfasst werden; heute helfen Statistiken die Gefährlichkeit einzelner Berge und Routen zu bestimmen und Risiken zu minimieren.


© Eberhard Jurgalski